baumgeist

Dies ist eine kostenlose Homepage erstellt mit hPage.com.

 

Georg Heim

Der Baum

Am Wassergraben, im Wiesenland
Steht ein Eichbaum, alt und zerrissen.
Vom Blitze hohl, und vom Sturm zerbissen.
Nesseln und Dorn umstehn ihn in schwarzer Wand.

Ein Wetter zieht sich gen Abend zusammen.
In die Schwüle ragt er hinauf, blau, vom Wind nicht gerührt.
Von der leeren Blitze Gekränz umschnürt,
Die lautlos über den Himmel flammen.

Ihn umflattert der Schwalben niedriger Schwarm.
Und die Fledermäuse huschenden Flugs,
Um den kahlen Ast, der zuhöchst entwuchs
Blitzverbrannt seinem Haupt, eines Galgens Arm.

Woran denkst du, Baum, in der Wetterstunde
Am Rande der Nacht? An der Schnitter Gered,
In der Mittagsrast, wenn der Krug umgeht,
Und die Sensen im Grase ruhn in der Runde?

Oder denkst du daran, wie in alter Zeit
Einen Mann sie in deine Krone gehenkt,
Wie, den Strick um den Hals, er die Beine verrenkt,
Und die Zunge blau hing aus dem Maule breit?

Wie er da Jahre hing, und den Winter trug,
In dem eisigen Winde tanzte zum Spaß,
Und wie ein Glockenklöppel, den Rost zerfraß,
An den zinnernen Himmel schlug.

 

 

Hugo Salus

Verschlafener Baum

Meine Frühlingsungeduld
Läßt sich nicht mehr zügeln!
Von besonnten Hügeln
Fliegt sie weit ins Land
hinaus
Auf gestreckten Flügeln.

Seh ich plötzlich, weit im Land,
Etwas Lichtes wehen,
Herrlich anzusehen!
So kann nur ein Blütenbaum
Hell in Flammen stehen!

Eil' ich, was ich laufen kann,
Über Stein
und Schollen,
Diesem wundervollen
Frühlingsboten, Frühlingsbaum
Gruß und Dank
 zu zollen.

Aber, nun ich näher komm',
Wag' kaum hinzusehen,
Kann nicht weitergehen:
Schau ich meinen Frühlingsbaum
Gelb in Herbstlaub stehen!

Schäm dich was, verschlafner Baum!
Schüttle deine Äste!
Lenz- und Sommergäste
Sehnen sich nach grünem Laub!
Rüste dich zum Feste!

 

 

Max Bewer

Pflanz einen Baum

Pflanz einen Baum,
Und kannst du auch nicht ahnen,
Wer einst in seinem Schatten
 tanzt,
Bedenke Mensch:
Es haben deine Ahnen,
Eh' sie dich kannten,
Auch für dich gepflanzt!

 

Ernst Moritz Arndt

Der alte Baum und ich

Alt und dürre steht der Baum
Ohne Zweig und ohne Blatt.
Schau doch, wie ein Frühlingstraum
Ihn so bunt umschlungen hat!
Hier Jelängerundjelieber,
Dort des Epheus grüner Glanz,
Und so deucht es ihm fast lieber
Als der eigner Blätter Kranz.

Solch ein dürrer Baum steh' ich,
Hoffend legten Wind und Fall,
Aber Blumen blühn um mich
Lieb und lustig überall,
Schlingen um zerrissne Schmerzen
Meines Stammes Lenzeslust,
O ihr Blüten, o ihr Herzen!
Liebesduft! und Liebeslust!

Altes Holz, so steh' getrost,
Bis der letzte Wind dich fällt!
Hast ein selig Los erlost,
Reiches Glück in armer Welt:
Süßer Liebe Blumenranken
Decken deine Schäden zu,
Wie ein Traum von Traumgedanken
Ferner Tage stehest du.

Joseph von Eichendorff

Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab' nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
Hat längst seien Laub verstreuet.

 Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seine Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.

Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.

Dies ist eine kostenlose Homepage erstellt mit hPage.com.